Zwischen den Fronten Projektmanager in Interessenskonflikten
Projektmanagement
Zwischen den Fronten
Projektmanager in Interessenskonflikten
Die Anforderungen im Projektmanagement werden immer anspruchsvoller.
Projektmanager sollen mit weniger Ressourcen anspruchsvolle Ziele erreichen, dabei viele Beteiligte zufrieden stellen und das bei sich ständig veränderndem Projektumfeld. Dabei geraten Projektmanager immer wieder in Interessenskonflikte.
Die verschiedenen Projektbeteiligten haben unterschiedliche Sichtweisen. Dadurch entstehen Projektblockaden. Entscheidungen werden verzögert, Informationsflüsse unterbrochen, Meetings verkommen zu taktischen Manövern. Die Ziele und Interessen der einzelnen Beteiligten sind mitunter schwer zu erkennen und zu durchschauen.
Man spricht dann schnell von einem „politischen“ Projekt. Dabei geht es weniger um fachliche Argumente, sondern vielmehr um das Streben Einzelner nach Macht und Einfluss. Dieses Streben überlagert dann oft die Unternehmensziele, die eigentlich der Auslöser oder Anlass für das Projekt waren. Es geht nicht mehr um das Erreichen der Projektziele, sondern um das Erreichen der Ziele einzelner Interessensgruppen.
Ein Beispiel: In einem Kreditinstitut wurde die interne Applikationsentwicklung drastisch abgebaut, da die Unternehmensleitung durch Outsourcing Personalkosten einsparen wollte. In einem der ersten an externe Partner vergebenen Softwareprojekte schnitt der Leiter der Applikationsentwicklung die mit der Entwicklung betraute Firma konsequent von allen Informationswegen ab. Ziel seiner Aktion war es, das Projekt scheitern zu lassen und den externen Partner als Schuldigen zu präsentieren, um die Stellung der Anwendungsentwicklung im eigenen Unternehmen wieder zu stärken.
Typische Verhaltensweisen in „politisch“ getriebenen Projekten sind vor allem:
- Informationswege werden blockiert
- Entscheidungen werden bewusst verzögert
- Verantwortlichkeiten werden nicht wahrgenommen
- Projektziele werden permanent hinterfragt
- unqualifiziertes Personal wird bereitgestellt
Ein Projektleiter benötigt in solchen Projekten nicht nur Erfahrung sondern auch taktisches Gespür und Geschick, um ein Projekt in diesem Umfeld erfolgreich zu leiten.
Konkrete Handlungsempfehlungen für Projektmanager in „politisch“ getriebenen Projekten
Klären Sie:
1. Welche Stellung habe ich im Projekt? Welche Rolle soll ich hier einnehmen? Was wird von mir erwartet? Wer will welche Rolle von mir gespielt haben? Welche Rolle kann ich abdecken? Dazu ist es erforderlich, dass der Projektmanager Rollenkonzepte und Gestaltungsmöglichkeiten kennt. Hohe soziale Kompetenzen sind gefordert. Der Projektmanager muss sich seiner Stärken bewusst sein und diese gezielt einsetzen. Er muss in der Lage sein, Handlungsspielräume durch Rollenübernahme zu erweitern und sein Rollenmanagement aktiv zu gestalten.
2. Wer sind die Projektbeteiligten?
Wie sieht das Beziehungsgeflecht im Projekt aus? Wer hat welchen Einfluss und welche Macht? Wie stehen die einzelnen Personen zu mir und zum Projekt? Wer hat welche Interessen? Wer setzt negative Machtspiele ein? Wer ist Entscheider, Verbündeter, Gegner? Gibt es graue Eminenzen? Wer nicht die verschiedenen Interessen der Projektbeteiligten analysiert, wird schnell missbraucht und gerät zwischen die Fronten.
3. Wie ist das Projektumfeld organisiert?
Welche Einflüsse kommen von extern auf das Projekt zu? Welche organisatorischen Einflüsse bestimmen das Projekt? Es gilt, den Einfluss-und Bedeutungskreis genau zu untersuchen. Was hat eine hohe Bedeutung oder Auswirkung für das Projekt worauf ich aber keinen Einfluss habe? Was könnte im schlimmsten Fall passieren? Wie wende ich Eskalationsstufen im Management an?
4. Welchen Einfluss und welche Macht habe ich?
Wer hat verdiente Macht und verliehene Macht? Wie gehe ich mit konkurrierenden Erwartungen um? Welche Einflusstechniken kenne ich und nutze ich im Projekt? Wie führe ich Projektbeteiligte auf die ich keinen disziplinarischen Einfluss habe?
5. Welche Interventionsmöglichkeiten habe ich?
Welche Informations- und Kommunikationsstrategie setze ich ein? Wie ausgebildet ist mein Verhandlungs- und Konfliktmanagement? Welche Strategien kenne ich? Wie vergrößere ich den “Kuchen“, statt mich nur um das Begrenzte zu kümmern? Wie schaffe ich mir Freiräume, um wieder handlungsfähig zu werden?
Unterstützung zur konkreten Umsetzung finden Sie in dem Seminar von Andreas Schwarzenhölzer „Die Politik im Projekt managen“.
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